Behandlung von Kommunikationsstörungen
zwischen Einzeinen und Gruppen

von Carl Rogers

Es mag merkwürdig erscheinen, daß sich jemand, dessen beruflicheTätigkeit ganz der Psychotherapie gewidmet sind, für Problemeder Kommunikation interessiert. Welche Beziehung besteht zwischen dem Angebottherapeutischer Hilfe für emotional Fehlangepaßte und dem Interessedieses Kongresses an der Beschäftigung mit Fragen der Kommunikationssperren? 

Tatsächlich ist die Beziehung sehr eng. Die ganze Aufgabe der Psychotherapiebesteht darin, einen Verfallszustand der Kommunikation zu behandeln. DiePsychotherapie hat die Aufgabe, dem Menschen zu helfen, durch eine besondereBeziehung zu einem Therapeuten eine gute Kommunikation in sich selber herzustellen.Sobald dies geleistet wird, kann der betreffende freier und wirksamer mitanderen kommunizieren. Wir könnten dann sagen, Psychotherapie heißtgute Kommunikation im Menschen und zwischen Menschen. Wir können denSatz auch anders herum drehen, und er gilt ebenso: Gute Kommunikation,freie Kommunikation im Menschen oder zwischen Menschen ist immer therapeutisch.

Auf der Grundlage meiner Erfahrung mit Kommunikation in der Beratungund in der Psychotherapie möchte ich Ihnen heute abend zwei Überlegungenvortragen. Ich will einen der Hauptfaktoren nennen, der nach meiner MeinungKommunikation blockiert oder hemmt, danach will ich darlegen, was sichnach unserer Erfahrung als ein sehr wichtiger Weg erwiesen hat, Kommunikationzu verbessern oder zu erleichtern.
 
 

Gute Kommunikation, 
freie Kommunikation 
im Menschen oder zwischen Menschen 
ist immer therapeutisch.

Hypothetisch sei formuliert, daß die Hauptsperre für wechselseitige,zwischenmenschliche Kommunikation unsere eigene, natürliche Tendenzist, die Aussage des anderen Menschen oder der anderen Gruppe zu beurteilen,zu bewerten, zu billigen oder zu mißbilligen.

Lassen Sie mich meine Meinung mit einigen sehr einfachen Beispielenverdeutlichen. Wenn Sie den Vortragssaal heute abend verlassen, werdenSie wahrscheinlich hören: "Der Vortrag von dem Mann hat mir nichtgefallen." Nun, wie antworten Sie darauf? Ihre Antwort wird fast unvermeidlicheine Billigung oder eine Mißbilligung der geäußerten Meinungsein. Entweder antworten Sie: "Mir auch nicht. Ich fand ihn furchtbar";oder Sie neigen dazu zu sagen: "Also, ich fand ihn wirklich sehr gut."Mit anderen Worten: Unabhängig davon, welche Position Sie einnehmen,besteht Ihre primäre Reaktion darin, das zu bewerten, was Ihnen ebenmitgeteilt wurde; sie bewerten es von Ihrem Standpunkt, aus Ihrem Bezugsrahmenheraus.
 
 

Die Hauptsperre für wechselseitige, zwischenmenschlicheKommunikation ist  unsere eigene, natürliche Tendenz, die Aussagedes anderen Menschen oder der anderenGruppe zu beurteilen, zu bewerten, zu billigen oder zu mißbilligen.

Nehmen wir ein anderes Beispiel. Nehmen wir an, ich würde mit einigemPathos behaupten: "Ich finde, die Republikaner zeigen heutzutage eine Mengeguten, gesunden Menschenverstand."Welche Reaktion stellt sich bei Ihnenein, während Sie sich das anhören? Es ist höchst wahrscheinlich,daß Ihre Reaktion eine Wertung enthalten wird. Sie werden entdecken,daß Sie zustimmen oder ablehnen, oder Sie fällen ein Urteilüber mich, wie etwa "Er ist wohl ein Konservativer" oder "Er scheintdie Dinge gründlich zu durchdenken". Nehmen wir statt dessen ein Beispielaus der internationalen Szene. Rußland behauptet mit Vehemenz: "DerVertrag mit Japan ist eine Kriegsverschwörung seitens der USA." Dastehen wir auf wie ein Mann und sagen: "Das ist eine Lüge!"

Dieses letzte Beispiel enthält ein weiteres Element, das mit meinerHypothese zu tun hat. Obwohl die Tendenz zur Bewertung gewöhnlichbei fast jedem sprachlichen Austausch vorkommt, steigert sie sich enormin jenen Situationen, die sehr stark mit Gefühlen und Emotionen verbundensind. Je stärker unsere Gefühle also, desto wahrscheinlicherwird es kein gemeinsames Element in der Kommunikation geben. Es werdenlediglich zwei Vorstellungen vorhanden sein, zwei Gefühle, zwei Urteile,die im psychologischen Raum einander verfehlen. Sicherlich ken-nen Siedas aus eigener Erfahrung. Wenn Sie selber nicht emotional beteiligt sindund einer erhitzten Diskussion zuhören, gehen Sie mit dem Eindruckfort: "Tja, sie sprachen eigentlich gar nicht von derselben Sache." Sowar es auch. Jeder fällt ein Urteil, eine Bewertung aus seinem eigenenBezugsrahmen heraus. Es gab eigentlich nichts, was man in irgendeinem unverfälschtenSinn Kommunikation hätte nennen können.
 
 

Je stärker unsere Gefühle, desto wahrscheinlicherwird es kein gemeinsames Element in der Kommunikation geben. Es werdenlediglich zwei Vorstellungen vorhanden sein, zwei Gefühle, zwei Urteile,die einander verfehlen. 

Die Tendenz, auf eine emotional bedeutsame Aussage zu reagieren, indemman vom eigenen Standpunkt her eine Bewertung vornimmt, ist, und ich wiederholees, die Hauptsperre für zwischenmenschliche Kommunikation.

Gibt es dennoch eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen,dieses Hindernis zu umgehen? Ich finde, daß wir aufregende Fortschrittein dieser Richtung machen; davon möchte ich auf möglichst einfacheWeise sprechen. Wirkliche Kommunikation findet dann statt, wenn wirmit Verständnis - und ohne ständiges Werten aus eigener Sicht- zuhören. 

Was soll das heißen? Das heißt, die zum Ausdruck gebrachteVorstellung und Einstellung vom Standpunkt des anderen her sehen; wahrnehmen,wie es sich für den anderen darstellt; seinen Bezugsrahmen fürdie von ihm erwähnte Sache erkennen und berücksichtigen.

In dieser derart kurzen Formulierung hört es sich wahrscheinlichlächerlich einfach an; es ist aber nicht so. Es handelt sich um einenAnsatz, der sich als höchst wirksam erwiesen hat. Es ist der effektivsteuns bekannte Weg zur Veränderung der grundlegenden Persönlichkeitsstruktureines Individuums und zur Verbesserung seiner Beziehungen und seiner Kommunikationmit anderen. Wenn ich zuhören kann, was er mir erzählt; wennich verstehen kann, wie ihm dabei zumute ist; wenn ich erkennen kann, wasdas für ihn persönlich bedeutet; wenn ich den emotionalen Beigeschmackspüren kann, den es für ihn besitzt; dann setze ich die mächtigenKräfte der Veränderung in ihm frei. Wenn ich wirklich verstehenkann, wie er seinen Vater, die Universität oder die Kommunisten haßt;wenn ich seine Angst vor dem Irresein, vor Atombomben oder vor Rußlandregelrecht schmeckenkann: es wird ihm unendlich viel helfen, gerade jeneHaßgefühle und jene Ängste zu verändern und realistischeund harmonische Beziehungen mit gerade jenen Menschen und in gerade jenenSituationen herzustellen, denen er bislang Haß und Angst entgegenge-brachthat. Wir wissen aus unserer Forschung, daß ein solches empathischesVerstehen - ein Verständnis mit einem Menschen, nicht von ihm -, einenso wirksamen Ansatz darstellt, daß es zu starken Persönlichkeitsveränderungenführen kann.
 
 

Wenn ich zuhören kann, was er mir erzählt;wenn ich verstehen kann, wie ihm dabei zumute ist; wenn ich erkennen kann,was das für ihn persönlich bedeutet; wenn ich den emotionalenBeigeschmack spüren kann, den es für ihn besitzt; dann setzeich die mächtigen Kräfte der Veränderung in ihm frei.

Einige unter Ihnen meinen vielleicht, daß Sie den Menschen sehrwohl gut zuhören und dennoch nichts von solchen Ergebnissen gespürthaben. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch sehr groß, daß IhrZuhören nicht das gewesen ist, was ich beschrieben habe. Ich bin inder glücklichen Lage, Ihnen ein kleines Experiment vorschlagen zukönnen, das Sie machen können, um die Qualität Ihres Verstehenszu testen. Wenn Sie das nächstemal in ein Streitgespräch mitIhrer Frau oder einem Freund oder einer kleinen Gruppe von Freunden geraten,unterbrechen Sie einen Augenblick die Diskussion und führen als Experimentdie Regel ein: "Jeder kann erst dann für sich sprechen, nachdem erdie Ideen und die Gefühle des Vorredners richtig und zur Zufriedenheitjenes Sprechers wiederholt hat."
 
 

Einige unter Ihnen meinen vielleicht, daß Sieden Menschen sehr wohl gut zuhören und dennoch nichts von solchenErgebnissen gespürt haben. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch sehrgroß, daß Ihr Zuhören nicht das gewesen ist, was ich beschriebenhabe.

Verstehen Sie, was das bedeuten würde? Es hieße: ehe SieIhren eigenen Standpunkt darlegen könnten, müßten Sie sichin den Bezugsrahmen des anderen Sprechers wirklich hineinversetzen, umseine Gedanken und Gefühle so zu verstehen, daß Sie sie fürihn zusammenfassen können. Es hört sich einfach an, nicht wahr?Wenn Sie es aber einmal probieren, werden Sie feststellen, daß eseine der schwierigsten Sachen ist, die Sie je unternommen haben.

Wenn es Ihnen jedoch gelungen ist, den Standpunkt des anderen zu erkennen,dann werden Sie Ihre eigenen Bemerkungen gründlich revidieren müssen.Sie werden außerdem merken, wie das Emotionsgela-dene aus der Diskussionverschwindet, wie die Differenzen sich reduzieren, wobei jene Verschiedenheiten,die bestehen bleiben, rationale und verstehbare Differenzen sind.

Können Sie sich vorstellen, was eine Projektion dieses Ansatzesauf größere Komplexe bedeuten würde? Was geschähein einer Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Auseinandersetzung, wenn sie so geführtwürde, daß die Arbeitnehmerseite, ohne unbedingt Zustimmungzeigen zu müssen, den Standpunkt der Arbeitgeber korrekt undauf eine für diese akzeptable Art wiedergeben könnte, und umgekehrtdie Arbeitgeber, ohne den Standpunkt der Arbeitnehmer gutzuheißen,deren Ansicht so darstellen, daß die Arbeitnehmer die Richtigkeitder Darstellung bestätigen müßten? Es bedeutete, daßwirkliche Kommunikation stattfände; man könnte praktisch einevernünftige Lösung garantieren.

Wenn nun dieser Ansatz ein wirksamer Weg zu guter Kommunikation undguten Beziehungen ist - dem werden Sie sicherlich zustimmen, wenn Sie daserwähnte Experiment machen -, warum wird er dann nicht in größeremMaße ausprobiert und angewandt?

Ich werde versuchen, die Schwierigkeiten aufzuzählen, die einerAnwendung im Wege stehen.

Zunächst einmal braucht man dazu Mut, eine Eigenschaft, die nichtallzu weit verbreitet ist. Ich verdanke S. I. Hayakawa, dem Semantiker,den Hinweis, daß diese Art des Zuhörens große Risikenin sich birgt und daß man dazu Mut braucht. Wenn Sie einen anderenMenschen auf diese Art wirklich verstehen; wenn Sie bereit sind, in seineprivate Welt einzutreten und wahrzunehmen, was das Leben für ihn bedeutet,ohne dabei zu versuchen, Werturteile zu fällen; dann laufen Sie Gefahr,selbst verändert zu werden. Es könnte sein, daß Sie dieDinge plötzlich auch so sehen; Sie könnten entdecken, daßSie in Ihren Einstellungen oder in Ihrer Persönlichkeit beeinflußtwerden. Dieses Risiko, verändert zu werden, gehört zu den schrecklichstenVorstellungen, die die meisten von uns sich denken können. Wenn ichmich, so weit ich nur kann, in die private Welt eines neurotischen oderpsychotischen Individuums einlasse, besteht dann nicht das Risiko, daßich mich in dieser Welt verliere? Die meisten von uns scheuen dieses Risiko.Wenn heute abend ein russischer, kommunistischer Redner oder Senator JosephMcCarthy vor uns stünde, wie viele von uns würden es wagen, dieWelt von diesen beiden Standpunkten her versuchsweise zu betrachten? Diegroße Mehrheit unter uns würde nicht zuhören können;wir würden uns gezwungen fühlen zu rarerten, denn Zuhörenwürde uns zu gefährlich erscheinen. Die erste Bedingung ist alsoMut, und den haben wir nicht immer.
 
 

Zunächst einmal braucht man dazu Mut, eine Eigenschaft,die nicht allzu weit verbreitet ist.

Dieses Risiko, verändert zu werden, gehört zuden schrecklichsten Vorstellungen, die die meisten von uns sich denkenkönnen. 

Es gibt aber auch noch ein zweites Hindernis. Gerade wenn die Emotionenam stärksten sind, ist es am schwierigsten, sich in den Bezugsrahmendes anderen Menschen oder der anderen Gruppe hineinzuversetzen. Doch geradezu diesem Zeitpunkt braucht man am ehesten diese Haltung, um Kommunikationherzustellen. Eine dritte Partei, die von ihren eigenen Gefühlen undWertungen absehen kann, kann sehr hilfreich sein, indem sie jedem einzelnenoder jeder Gruppe verständnisvoll zuhört und die jeweiligen Ansichtenund Einstellungen klärt. Diese Methode ist nach unseren Erfahrungensehr wirksam in kleinen Gruppen, in denen widersprüchliche oder antagonistischeHaltungen bestehen.

Wenn die Parteien einer Auseinandersetzung erkennen, daß sie verstandenwerden, daß jemand sieht, wie sich ihnen die Situation darstellt,dann werden die ßehauptungen weniger übertrieben, weniger abwehrend;sie brauchen die Position "Ich habe hundertprozentig recht und Du bisthundertprozentig im Unrecht" nicht länger aufrechtzuerhalten. DerEinfluß eines solchen verstehenden Katalysators in der Gruppe ermöglichtes den Teilnehmern, der situationsadäquaten objektiven Wahrheit immernäher zu kommen. Wechselseitige Kommunikation wird auf diese Weisemöglich, und es kommt eher zu Übereinstimmung. Es läßtsich also sagen, daß gesteigerte Emotionen es einem erschweren, mzteinem Gegner zu verstehen; unsere Erfahrung legt den Schluß nahe,daß ein neutraler, verstehender, katalytisch wirkender Leiter oderTherapeut dieses Hindernis in einer kleinen Gruppe überwindcn kann.

Der letzte Satz verweist schon auf ein anderes Hindernis für dieAnwendung des von mir beschriebenen Ansatzes. Unsere Erfahrung beziehtsich bislang nur auf Kleingruppen: Gruppen, in denen betriebliche, religiöse,rassische Spannungen herrschen - wie auch auf Therapiegruppen, in denenviele persönliche Spannungen vorhanden sind. Unsere Erfahrung mitdiesen Kleingruppen, die durch allerdings begrenzte Forschungsergebnissebestätigt wird, läßt den Schluß zu, daß eindurch Zuhören und Empathie gekennzeichneter Stil zu verbesserter Kommunikation,zu größerer Verstehensbereitschaft auf beiden Seiten und zupositiveren und eher problemlösenden Einstellungen führt. Abwehrhaltungen,übertriebene Behauptungen, wertendes und kritisches Verhalten nehmenab. Diese Ergebnisse beziehen sich jedoch auf kleine Gruppen. Wie ist es,wenn man versucht, ein Verständnis zwischen größeren, geographischvoneinander entfernten Gruppen zu erreichen? Oder zwischen konferierendenGruppen, die nicht für sich, sondern, wie die UN-Delegierten, lediglichals Repräsentanten anderer sprechen? Offen gesagt, wir kennen dieAntworten auf diese Fragen nicht. 

Zum Schluß möchte ich diese Schmalspur-Lösung zum Problemder Kommunikationssperren zusammenfassen und bestimmte charakteristischeMerkmale hervorheben.

Ich habe erklärt, daß unsere bisherige Forschung und Erfahrungoffensichtlich die Möglichkeit eröffnen, Kommunikationszusammenbrücheund Werturteilsfreudigkeit - eine Hauptsperre der Kommunikation - zu vermeiden.Die Lösung liegt darin, eine Situation zu schaffen, die es jeder derverschiedenen Parteien ermöglicht, den anderen vom Standpunkt desanderen aus zu verstehen. In der Praxis, auch wenn die Beteiligten sehrerregt waren, ist dies durch den Einfluß eines dritten erreicht worden,der gewillt ist, jeden Standpunkt einfühlend zu verstehen und derdeshalb als Katalysator zur Förderung weiteren Verständnissesfungiert.

Das Verfahren hat wichtige Merkmale. Es kann von einer Partei eingeführtwerden, die nicht darauf warten muß, bis der andere dazu bereit ist.Sogar ein neutraler Dritter kann damit beginnen, sofern er ein Minimuman Kooperation seitens einer der Parteien erreichen kann.
 
 

Es kann von nur einer Partei eingeführt werden,die nicht darauf warten muß, bis der andere dazu bereit ist.

Dieses Verfahren eignet sich für den Umgang mit den Unehrlichkeiten,den abwehrenden Übertreibungen, den Lügen, den "falschen Fronten",die fast jeden Kommunikationsfehlschlag kennzeichnen. Diese defensivenVerzerrungen fallen erstaunlich schnell weg, sobald die Menschen verstehen,daß die Absicht einzig und allein darin besteht, zu verstehen, nichtzu beurteilen.

Dieser Ansatz führt stetig und rasch zur Entdeckung der Wahrheit,zur realistischen Einschätzung der objektiven Kommunikationssperren.Die Aufgabe eines Teils der Abwehrhaltung seitens der einen Partei führtzu einer weiteren Aufgabe von Abwehrhaltung seitens der anderen Partei;auf diese Weise nähert man sich der Wahrheit.
 
 

Defensive Verzerrungen fallen erstaunlich schnellweg, sobald die Menschen verstehen, daß die Absicht einzig und alleindarin besteht, zu verstehen, nicht zu beurteilen.

Das Verfahren führt allmählich zur wechselseitigen Kommunikation.Wechselseitige Kommunikation zielt ihrerseits auf die Lösung einesProblems, nicht darauf, einen Menschen oder eine Gruppe zu attackieren.Sie führt zu einer Situation, in der ich einsehe, auf welche Weisedas Problem sich dir wie auch mir darstellt, und du einsiehst, wie es mirwie auch dir erscheint. Solchermaßen genau und realistisch definiert,wird das Problem ziemlich sicher einer intelligenten In-Angriffnahme nichtstandhalten; sollte es sich als teilweise unlösbar erweisen,so wird man es gelassen so akzeptieren können.

Hier haben wir also anscheinend eine Laboratoriumslösung zum Problemdes Zusammenbruchs von Kommunikation, wie er sich in kleinen Gruppen ereignet.Können wir mit dieser Schmalspur-Antwort etwas anfangen, sie weiteruntersuchen, verfeinern, entwickeln und auf die tragischen und beinah tödlichenKommunikationsfehlschläge anwenden, die die nackte Existenz unserermodernen Welt bedrohen? Hier liegt eine Möglichkeit und eine Herausforderung,mit der wir uns näher befassen sollten.